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Manuel GelsenSystemisch leben

Was heißt Systemisch?

Wenn Ihre Umwelt als System betrachtet wird
Ein sehr großes System - eine Galaxie

Was bedeutet "systemisch"?

Es gäbe jetzt die Möglichkeit, genau zu beschreiben, was ein System ist und wie sich diese auswirken — aber dafür ist das Lexikon da. Hier bleibt es ganz praxisnah. Es wird dargestellt, wie die Systemtheorie bei sozialen Themen einen guten Überblick geben kann, den man sonst nur komplex über andere Wege / gar nicht bekommen hätte.

Familie Becker hat wieder die Ehre, uns Systemisches Wissen aufzuzeigen. Schritt für Schritt begleiten sie uns zu einem besseren Verständnis in der Systemischen Welt.

Grundbe­dingungen

Bevor wir uns Gedanken über Familie Becker machen, müssen wir noch den Rahmen abklären, in dem wir unsere Annahmen treffen. Wir verwenden hierfür ein positives, Systemisches Menschenbild, welches vom Guten im Menschen ausgeht. Werden böse Taten vollbracht, kann der Mensch in der Situation nicht sehen, wie das dahinter liegende Bedürfnis anders und mit weniger Kollateralschaden erfüllt werden kann.

Fallbeispiel mit Familie Becker
Klaras derzeit beste Strategie für mehr Autonomie
Familie Becker
Vor ein paar Jahren hat sich Klara regelmäßig im Supermarkt auf den Boden geworfen, wenn sie keine Schokolade bekommen hat. Nach dem Systemischen Menschenbild hat sie das nicht gemacht, um ihren Eltern das Leben zur Hölle zu machen, sondern da sie gerade nicht anders weiß, wie sie ihr Bedürfnis nach Autonomie besser erfüllen kann und dass Bedürfnisse manchmal nicht sofort erfüllt werden können.

Menschenbild

Im Systemischen Ansatz gehen wir vom Wachstumsmodell (nach Virginia Satir) aus

  • Der Mensch kann und will wachsen. Er will sein menschliches Potential entfalten und sich weiterentwickeln.
  • Menschen sind von Natur nicht schlecht oder böse. Auffälligkeiten oder Symptome sind der Ausdruck eines verletzten, gekränkten Menschen.
  • Der Mensch kann dazu lernen. Er kann lernen, falsche Annahmen zu korrigieren und seine „Stellungnahme“ zu ändern.

Konstruktivismus

Wir bleiben im Systemischen Menschenbild beim Konstruktivismus. Das heißt, jeder Mensch nimmt nur ein Konstrukt seiner Umgebung wahr. Dieses unterscheidet sich auch von Mensch zu Mensch, da sich jede Person unterschiedliche Aspekte fokussiert und diese auch jeweils unterschiedlich bewertet. Das heißt, jedes Konstrukt ist korrekt und auch gleich gewichtet. Es gibt keine "absolute Wahrheit".

Fallbeispiel mit Familie Becker
Klara und der Plüschelefant
Familie Becker
Wenn man Familie Becker fragt, wer zur Familie Becker gehört, kommt von Heiko und Susanne eine eindeutige Antwort: Diese besteht aus Heiko (Papa), Susanne (Mama) und Klara (Tochter). Tochter Klara sieht das jedoch ganz anders: Die Familie besteht aus Mama, Papa, sie selbst UND Bruno, ihrem Plüschelefanten. Er ist immer mit dabei, deswegen gehört er mit zur Familie.
Wer hat Recht? Alle. Laut Konstruktivismus gibt es keine absolute Wahrheit, also hat jede Person nach ihrer Wahrnehmung recht.

Neutraler Blick

Jetzt haben wir langsam akzeptiert, dass jede Person mit ihrer Wahrnehmung recht hat. "Aber mein Partner ist so ein Chaot, er bekommt nichts auf die Reihe. Immer muss man deswegen alles selber machen.". Das ist eine berechtigte Perspektive, jedoch helfen uns Vorverurteilungen nicht, eine Situation besser zu überblicken. Diese machen eher das Gegenteil: Sie ersparen es uns, eine Situation genauer anzuschauen, da wir mit einer einfachen These eine vermeintliche Wahrheit gefunden haben.
Oberstes Gebot: Wir schauen neutral auf die Situation und beschreiben nur, was wir sehen / was gerade passiert. Genauso können wir auf unsere Gefühle eingehen, die wir in der Situation gerade wahrnehmen. So bleiben wir bei uns und vermeiden Bewertungen der anderen Person.

Fallbeispiel mit Familie Becker
Ein fauler Hund neutral betrachtet
Familie Becker
In der Beziehung von Heiko und Susanne ist gerade der Wurm drinnen: Auszug aus einem Streitgespräch von Susanne zu Heiko: "Du bist ein fauler Hund, während ich die Küche sauber mache, chillt du auf der Couch und daddelt mit deinen Freunden." Das mag aus Perspektive von Susanne korrekt sein, löst jedoch keine Konflikte. Denn höchstwahrscheinlich wird Heiko nur auf den verbalen Angriff eingehen, nicht auf das Bedürfnis hinter der Anfrage.
Neutral ausgedrückt: "Wenn du nach Hause kommst, setzt du dich oft gleich auf die Couch und telefonierst. Das macht mich wütend, da mir eine gleichberechtigte Arbeitsteilung wichtig ist, welche ich nicht sehe."

Hypothesen

Die Situation neutral anzuschauen heißt nicht, keine Ahnnahmen mehr zu treffen. Das dürfen wir — jedoch in Form von Hypothesen. Das heißt, wir können eine These aufstellen und diese gilt solange als bestätigt, bis wir einen Widerspruch gefunden haben. Dann stellen wir eine neue Hypothese auf, bei der alles zutrifft. Wir klammern uns niemals an einer Hypothese und versuchen somit auch nie, die Realität so umzubiegen, dass die Hypothese doch zutrifft.

System & Umwelt

Kommunikation ist alles

Wir betrachten in einem System weniger die Menge und Art von Elementen, die innerhalb des Systems existieren, sondern uns interessiert viel mehr die Art der Kommunikation, die darin stattfindet. Dass in einer Familie ein Vater, eine Mutter und ein Kind existieren, ist noch nicht relevant. Viel relevanter ist es, wie die Kommunikation zwischen Vater-/Mutter, Vater-/Kind oder Mutter-/Kind ausschaut. Und was für Wechselwirkung diese Kommunikation auf die anderen Personen hat.

Alles andere: Die Umwelt

Alles außerhalb ist die Umwelt. Was zu System und was zur Umwelt gehört, ist DIE Frage, die Grundlage von ganz vielen Konflikten ist. Person A sagt, Person D gehört zu dem System dazu, für Person B sieht das nicht so.

  • Wer darf nach Deutschland einreisen und hier leben, wer nicht
  • Wer darf Sozialhilfe bekommen und wer nicht
  • Wer wird auf die Geburtstagsfeier eingeladen, wer nicht.

Zwischen der Umwelt und dem System gibt es Wechselwirkungen. Einerseits versuchen Menschen in Systemen, die Umwelt zu beeinflussen, andererseits beeinflusst auch die Umwelt die Systeme. System zu Umwelt Mit unserem Handeln beeinflussen wir immer auch unsere Umwelt. Ob wir wollen oder nicht. Wenn wir mit dem Auto in den Urlaub fahren und im Stau stecken, sind wir ein Grund, warum dieser Stau existiert — neben den anderen Personen, die im Stau stecken. Ohne uns wäre der Stau weniger groß gewesen. Umwelt zu System Von außen kommen immer wieder Ereignisse, die auch Auswirkungen auf unsere Systeme haben. Das können unerwartete Besuche von Verwandten sein, Gesetze, die sich auf uns auswirken oder im schlimmen Fall Katastrophen, die über uns hereinbreichen. In dem Fall müssen wir immer unser bisheriges Verhalten hinterfragen, das im derzeitigen System gepasst hat und ein neues finden, das die neue Situation berücksichtigt.

Ebenen

Oftmals reicht es nicht, nur die Personen und ihre Beziehungen zueinander zu betrachten. Je nach Problem ist es notwendig, mal mehr das Allgemeine zu betrachten (z.B. wie wirken sich gesellschaftliche Regeln / Verhaltensweisen auf uns aus), ein anderes mal in die Tiefe zu gehen und die Emotionen, Bedürfnisse, usw. mit anzuschauen.
Jede Ebene wirkt sich auf die darüber- und darunterliegende aus, deswegen ist es oftmals notwendig, mehrere Ebenen gleichzeitig mit einzubeziehen.

Fallbeispiel mit Familie Becker
Wenn Anschreien nur ein Symptom ist
Familie Becker
In letzter Zeit häuft es sich, dass Heiko von der Arbeit nach Hause kommt und Susanne mit Sätzen wie "Hör auf mich herumzukommandieren, ich lass mir von dir doch nichts vorschreiben". Susanne ist wütend, da sie ihm nur sagt, dass er zum Essen kommen soll, da dieses fertig ist. Wo liegt hier die Ursache? Oft kann die Ursache wo anders sein und das Verhalten nur ein Symptom, welches ein Bedürfnis versucht zu erfüllen, das in einem anderen System stark beeinträchtigt wurde.

Hier ist das Bedürfnis nach Respekt stark beeinträchtigt, jedoch liegt die Ursache nicht in der Beziehung, sondern in der Arbeit von Heiko. Dort hat er gerade große Probleme mit dem Chef und trägt diese mit nach Hause. Wenn beiden nicht bewusst wird, dass ein Problem aus einem ganz anderen Kontext gerade der Auslöser ist, könnten viele Streits entstehen, die mit einem klärenden Gespräch schnell beseitigt sein könnten.

Grenzen

Der Übergang von System zu Umwelt ist durch Grenzen definiert. Sie geben uns einerseits Sicherheit und Stabilität nach außen, andererseits können uns diese im Wege stehen, so dass wir diese los haben wollen. Eine Grenze zwischen System und Umwelt, die zwei Personen unterschiedlich sehen, ist fast ein Garant für Konflikte — vor allem, wenn Person A mehr Grenze will, Person B jedoch weniger.

Grenzen sichtbar machen

Ein großer Teil der Arbeit im Systemischen ist deshalb das Herausfinden, wo eine Grenze liegt und wie jeder zu dieser steht. Manchmal entdeckt man dabei, dass bei manchen auf einmal innerhalb der Grenze Personen sind, die gar nicht hineingehören (z.B. der Schwiegervater, der zwar nicht da wohnt, trotzdem eine zu große Rolle einnimmt) oder auch Personen ausschließt, die dazugehören möchten.
Hinweis: Wie alles im Systemischen, sind auch die Grenzen konstruktivistisch, d.h. das Konstruckt jeder einzelnen Person. Jede Person kann das anders sehen und es gibt nicht DIE wahre, korrekte Grenze.

Fallbeispiel mit Familie Becker
Susannes Schwiegermutter und die fehlende Grenze
Familie Becker
Susanne ist fix und fertig. Ganz oft ist ihre Mutter da und sagt ihr, wie Kindererziehung funktioniert. Susanne fühlt sich, als ob sie ständig alles falsch macht. Dabei ist doch sie mit ihrem Mann Heiko für die Erziehung von ihrer Tochter Klara zuständig, nicht ihre Schwiegermutter.
Als sie sich gedanklich ihr Familiensystem aufmalt stellt sie fest: Moment, innerhalb der Grenzen ihres Familiensystems ist ihre Schwiegermutter anwesend. Sie gehört da doch gar nicht hin. Sie darf gerne einen Platz außerhalb haben und Kontakt zur Familie haben. Aber nicht mehr als gedanklicher Teil der Familie.
Es wird nicht leicht, der Schwiegermutter das klarzumachen, aber da Susanne den derzeitigen Weg nicht weitergeht und die Familiengrenzen wieder anders justiert, muss sich die Schwiegermutter der neuen Situation anpassen, ob sie will oder nicht.

Bedürfnisse

Unsere Bedürfnisse sind die Grundlage unserer Ziele, wie wir uns Systeme wünschen. Kann das System unsere Bedürfnisse gut erfüllen? Dann kann das System so bleiben, wie es ist. Wenn die Zukunft unklar ist und die Möglichkeit besteht, dass mindestens ein Bedürfnis bei einer Systemänderung nicht mehr so erfüllt wird wie gerade eben, wollen wir das derzeitige System lieber behalten. Manchmal soll es UNBEDINGT so bleiben und wir tun alles, damit eine Änderung nicht stattfindet. Wie bei Paaren, die sich auseinandergelebt haben und alle Energie hineininvestieren, diesen Umstand auszublenden, um die Fassade einer intakten Familie aufrecht zu erhalten.

Fallbeispiel mit Familie Becker
Das eine versteckte Bedürfnis, das alles bestimmt
Familie Becker
Die Deckers haben Freunde, die streiten sich laut Susanne nur noch und zwischen ihnen ist es emotional eiskalt und distanziert. Heiko sagt, sie könnten sich jederzeit trennen, das würde beiden besser tun. Aber warum trennen sie sich nicht? Weil es mindestens ein Bedürfnis gibt, dass nach der Trennung erst mal schlechter erfüllt wird. Eventuell das von Sicherheit oder von Sozialer Nähe. Wenn Susanne sie darauf anspricht: Ist alles bestens. Beide Freunde investieren ganz viel Energie in das Ausblenden der Probleme. Dass viele andere Bedürfnisse in dem System nicht erfüllt werden, nehmen beide durch die Entscheidung, in der Beziehung zu bleiben und nichts zu ändern, in Kauf.

Erwartungen sind unterschiedlich

Jede Person in einem System hat eigene Erwartungen, wie das System ausschauen soll. Diese Erwartungen können von Person zu Person unterschiedlich sein. Ein kleines Kind wird eine andere Vorstellung davon haben, was die Rolle von Mama, Papa und dem Kind in der Familie ist, als die Mutter oder der Vater. Dabei gibt es keine "absolut richtige" Version eines Systems. Jede Sichtweise ist gleichberechtigt zu den anderen. Siehe Konstruktivismus.

Fallbeispiel mit Familie Becker
Das Konstrukt von Susanne
Familie Becker
Susanne wünscht sich wirklich, dass sich ihre Freunde endlich trennen, das würde beiden insgesamt besser tun. Allerdings ist das natürlich nur aus Perspektive von Susanne. Sie hat nicht die gleichen Bedürfnisse wie die beiden und würde deswegen anders handeln. Außerdem muss sie die Konsequenzen nicht tragen, deswegen fällt ihr eine (aus Susannes Perspektive) neutrale Entscheidung natürlich leichter.

Strategien

Um unsere Bedürfnisse zu erfüllen, setzen wir Strategien ein. Das heißt, jede Strategie hat das Ziel, mindestens ein Bedürfnis auszugleichen. Leider gibt es keine Super-Strategie, die alle Bedürnisse auf einmal erfüllt. Das wäre wie ein Super-Cheat im Computerspiel "Die Sims".

Gute und schlechte Strategien

Jede Strategie hat ein Ziel und wird dieses mehr oder weniger gut erfüllen. Manche Strategien richten jedoch auch viel Kollateralschaden an, und schaden mehr, als dass sie nutzen. Trotzdem verwenden wir diese, da wir als Kind keine bessere Strategie kannten und als Erwachsene Person noch nicht auf die Idee gekommen sind, die Strategie durch eine bessere zu ersetzen.

Strategien im Unterbewusstsein

Viele denken bei Strategien nur an Aktionen, die wir bewusst tun, nachdem wir nachgedacht- und abgewogen haben, ob das eine gute Idee ist. Diese gibt es auch. Mehr Einfluss haben auf uns jedoch die unterbewussten Strategien. Diese haben wir als Kind gelernt und sind uns so vertraut, dass wir diese einfach anwenden und vielleicht gar nicht hinterfragen, dass wir es anders könnten. "Wenn mich jemand Fremdes anspricht, möchte ich fliehen, obwohl ich eigentlich weiß, dass die Person ganz nett ist..." Hier ist noch eine kindliche Strategie, die im Unterbewusstsein stark verankert ist. Das Bewusstsein agiert bereits wie bei einem Erwachsenen, das Unterbewusstsein hat jedoch noch die Strategien aus der Kindheit. Damals hatten diese einen guten Sinn und waren das Beste, was möglich war — als erwachsene Person könnnte man das sicher besser lösen.

Fallbeispiel mit Familie Becker
Klaras Strategien und Süßigkeiten
Familie Becker
Klara hat die Absicht, ganz lange wachzubleiben und Süßigkeiten zu essen. Leider haben Mama und Papa eine Grenze gesetzt und gesagt, dass um 18Uhr Bettgehzeit ist. Ihr Bedürfnis nach Freiheit und Selbstbestimmung (Süßigkeiten zu essen, wann sie möchte und wachzubleiben wie lange sie will), ist stark eingeschränkt. Es gäbe für sie jetzt viele Strategien, mit dieser Situation umzugehen: Die Grenzen akzeptieren, auch wenn diese kurzfristig nicht so schön sind. Gegen diese Grenzen rebellieren, vor solch einer Situation in Zukunft fliehen, usw. Wenn sie in Vergangenheit bereits eine Strategie ausprobiert hat, wird sie diese vermutlich wieder verwenden, ansonsten ist das abhängig von ihren Fähigkeiten und ihrer Persönlichkeit.

Rückkopplung

Das Besondere an sozialen Systemen ist die Rückkopplung. Mit jeder ausgeführten Strategie wird bei der gegenüberliegenden Person etwas ausgelöst und es gibt eine Gegenreaktion. Wenn Sie freundlich eine Person grüßen, wird in den meisten Fällen auch die gegenüberliegende Person freundlich reagieren. Wenn nicht, wird es eine andere Reaktion geben. Diese Gegenreaktion löst wieder bei Ihnen etwas aus, das wiederum beim Gegenüber etwas auslöst, usw. Das Gegenteil davon wäre zum Beispiel eine Wand, die Sie anschreien. Egal, wie laut oder leise Sie schreien, die Wand wird unabhängig davon so stehen bleiben und nichts tun.

Gleichgewicht / Homöostase

Wenn meherere Personen miteinander interagieren, lässt sich wegen der Rückkopplung nicht vorhersagen, was genau passieren wird, da sich jedes Verhalten auf das andere auswirkt. Oft entsteht jedoch ein Gleichgewicht, auch Homöostase genannt, in dem sich bestimmte Strategien immer wiederholen. In der Evolution stellt sich zum Beispiel oft bei der Anzahl an Jagd- und Beutetieren ein Gleichgewicht ein. Gibt es zu viele Beutetiere, finden die Jagdtiere mehr Beute und die Population steigt, sinkt die Zahl der Beutetiere, überleben auch weniger Jagdtiere, usw.
In der Kommunikation trägt dieses Gleichgewicht dazu bei, dass sich das System nicht ändert, obwohl es womöglich sehr instabil ist. Egal, was eine Person macht, um die Grenzen des Systems zu überwinden, eine andere Person setzt die Grenzen wieder zurück wo sie davor waren. Das nächste mal können beide Reaktionen noch heftiger ausfallen — am Ende werden die Grenzen wieder da sein, wo sie davor gewesen sind.

Fallbeispiel mit Familie Becker
Homöostase mit Anna und Herbert
Familie Becker
Bei den Freunden von Familie Decker gibt es ganz oft Streit. Anne, Susannes Freundin, möchte, dass ihr Mann Herbert endlich mehr im Haushalt übernimmt. Susanne mache bereits so viel, das kann sie nicht mehr stemmen. Herbert sieht das anders. Nachdem er nach Hause kommt von der Arbeit, hat er keine Energie mehr und er versteht es nicht, dass seine Frau das nicht sieht. Anne hat es schon ganz oft Herbert deutlich gemacht, er beharrt jedoch immer darauf, nichts tun zu können. Sie befinden sich in einer Homöostase. Erst, wenn sie diesen Zustand überwinden, können sie ein besseres System finden, das für beide gut ist.

Konflikte

Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne. Das ist ein sehr bekanntes Sprichwort und trifft leicht verändert auch auf die Kommunikation zu. Wo kommuniziert wird, gibt es auch Konflikte.
Konflikte treten auf, wenn zwei unterschiedliche Bedürfnisse aufeinanderstoßen, und die derzeit vereinbarte Strategie nicht beiden Bedürfnissen gerecht wird. Im besten Fall kann durch gute Kommnunikation eine neue Strategie gefunden werden, welche beides erfüllt. Dann ist der Konflikt beseitigt. Oft sind sich die Menschen leider nicht ihren Bedürfnissen bewusst und beschuldigen eher die andere Person, warum sie mit ihrem Verhalten gerade alles eher schlecht machen. Damit ist der Konflikt nicht gelöst, sondern einige weitere dazugekommen. Auch wenn eine Person das System verändern möchte und die andere Person es beibehalten möchte, kommt es zu Konflikten. Die Intensität eines Konflikts ist abhängig von den ungelösten Konflikten aus der Vergangenheit. Je mehr ungelöste Konflikte es in der Vergangenheit gab, desto höher ist die Intensität des Konflikts. Das können auch Konflikte mit völlig anderen Personen sein, jedoch in einem ähnlichen Kontext. Wenn ein Gespräch mit dem Partner wegen einer Nichtigkeit völlig eskaliert, kann es durchaus sein, dass ein Konflikt z.B. mit den Eltern mitschwingt.

Fallbeispiel mit Familie Becker
Die aufgestauten Konflikte der Vergangenheit
Familie Becker
Susanne erinnert sich an einen Streit mit Heiko. Sie hat den Geschirrspüler eingeräumt, aber die Teller so hineingelegt, dass diese viel Platz weggenommen haben. Daraufhin ist Heiko ausgerastet und hat sie angeschrien, dass sie so unnötig Energie verschwendet und immer unnötige Arbeit verursacht.

Auch hier schwingen Konflikte von Heiko aus der Vergangenheit mit. Die Gründe mögen rational plausibel sein — das Verhalten ist verstärkt durch die Konflikte mit seiner Mutter in seiner Kindheit. Da wurde er regelmäßig angeschrien, warum er die Spülmaschine nicht richtig einräume und er reagierte mit einem beschwichtigenden Verhalten und nahm alle Schuld auf sich. Damit war der Konflikt jedoch nicht gelöst, sondern nur für den derzeitigen Zeitpunkt unterbrochen und ein Garant dafür, dass es in Zukunft bei einem anderen Konflikt mitschwingen wird.

Ein optimales Familien­system

Leider gibt es keine Zeichnung DES EINEN optimalen Familiensystems, in dem alles gut ist. Sonst wäre ich jetzt reich, könnte Ihnen dieses für viel Geld verkaufen und Sie könnten Ihr Leben dem anpassen und bis zum Ende Ihres Lebens glücklich sein.
Familiensystem können völlig unterschiedlich sein und trotzdem gut laufen. Deswegen gibt es nicht DIE optimale Variante. Allerdings gibt es einige Anzeichen, ob diese gut laufen:

  • Die Systemgrenzen sind geklärt und werden nicht von Situation zu Situation angepasst
  • Die Systemgrenzen sind so flexibel, dass diese unter neuen Bedingungen auch den neuen Begebenheiten angepasst werden
  • Veränderungen werden durchgeführt und nicht so lange zurückgehalten, bis es eskaliert
  • Die Kommunikation erfolgt offen und weitestgehend wertfrei
  • Die Bedürfnisse jedes Mitglieds werden berücksichtigt.
  • Es werden hauptsächlich Strategien eingesetzt, die ihren Zweck erfüllen und nicht viele negative Begleiterscheinungen haben (Gilt vorrangig für die Erwachsenen. Von einem kleinen Kind kann man nicht erwarten, dass es z.B. seine derzeitigen Bedürfnisse klar aufzeigen kann)

Ihre Familien­systeme

Jetzt kommt die spannende Frage: Wie schauen Ihre Familiensystem aus? Was für eine Kommunikation existiert dort und was für Auswirkungen hat dies? Um dies herauszufinden, gibt es 12 Selbstreflexionsfragen für Sie. Falls es etwas komplex wird, können Sie sich auch Notizen oder Skizzen machen.

  1. Welche Personen existieren in Ihrer Familie und wie ist die Beziehung der Personenen untereinander
  2. Wer gehört nicht oder nur teilweise zu der Familie?
  3. Wo sind die Grenzen in der Familie und wer bestimmt diese?
  4. Wer möchte die Grenzen wo anders haben und versucht durch bestimmte Strategien, diese zu ändern
  5. Wer versucht die Grenzen beizubehalten, damit keine Veränderung stattfindet?
  6. Wie schaut der Ablauf dieser Strategien aus? Gibt es eine Rückkopplung und am Ende sogar ein Gleichgewicht?
  7. Wie wirken sich die derzeitigen Strategien auf Sie aus?
  8. Was sind die Bedürfnisse bei den Personen, die die Grenzen verändern wollen und was sind die Bedürfnisse bei den Personen, die die Grenzen so lassen wollen?
  9. Wie würde Sie sich das System vorstellen, wenn es so wäre wie Sie es sich vorstellen?
  10. Wie stellen sich die anderen Beteiligten das System vor. Fragen Sie diese wenn möglich, ansonsten stellen Sie Hypothesen auf.
  11. Was müssten Sie tun, damit sich das derzeitige System ändert?
  12. Welche Bedürfnisse müssten bei den anderne Personen im neuen System (weiterhin) erfüllt werden, damit sie auch einer Systemänderung zustimmen?

Sie haben es geschafft: Sie haben sich mit Ihrem Familien auseinandergesetzt. Was haben Sie für neue Erkenntnisse bekommen? Ich beglückwünsche Sie zu Ihren neuen Erkenntnissen und hoffe, dass diese Sie einen Schritt weiter gebracht haben.

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